Inflation: schleichende Geldentwertung | 09. März 2022
Die Inflation vernichtet Kaufkraft. Kein Wunder, dass sich daher derzeit viele Anlegerinnen und Anleger um ihre Ersparnisse sorgen, weist die Inflation doch ein durchaus beunruhigendes Niveau auf. Grund zur Panik besteht nun aber nicht.
Sie steigt und steigt und steigt. Während die Inflation im Februar 2021 in der Eurozone noch um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegte, stieg die Teuerung im Juli schon um 2,2 Prozent, im Oktober um 4,1 Prozent und im Dezember waren es bereits 5 Prozent – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Und: In Deutschland kletterten die Preise im Dezember 2021 sogar um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es ist zwar nicht anzunehmen, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiterhin sukzessive zunimmt. Genau so unwahrscheinlich ist es aber, dass sich die Inflation über Nacht wieder dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) in Höhe von etwa 2 Prozent annähert. So erwarten beispielsweise die Ökonomen des ifo-Instituts für dieses Jahr in Deutschland eine Inflationsrate von 4 Prozent.
Schon vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine erhielt die Inflation gleich von mehreren Seiten Rückenwind. Zum einen kommt der Wirtschaftsmotor nach der Corona-Flaute zunehmend in Schwung. Kräftig gestiegene Nahrungsmittel- und Energiepreise treiben die Preise zusätzlich. Hinzu kommen die unterbrochenen Lieferketten. Das Problem: Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung trifft eine steigende Nachfrage nach zahlreichen Gütern auf ein begrenztes Angebot – und diese Kombination führt nun einmal in der Regel zu steigenden Preisen.
Der Krieg in der Ukraine könnte neben dem unfassbaren Leid nun auch dazu führen, dass die Inflation entgegen den ursprünglichen Annahmen, nicht nur nochmals an Fahrt gewinnt, sondern auch länger auf einem hohen Niveau verharren könnte als noch vor wenigen Wochen prognostiziert. Vor allem die extrem stark gestiegenen Öl- und Gaspreise könnten die Teuerungsrate weiter anschieben. Zudem ist zu befürchten, dass die Preise einzelner Nahrungsmittel – die Ukraine und Russland zählen zu den weltweit größten Weizenproduzenten – kräftig zulegen könnten.
Die gestiegenen Preise machen aber nicht nur Verbrauchern zu schaffen – etwa im Supermarkt oder an der Zapfsäule. Auch Anlegerinnen und Anlegern bereitet die Teuerung Kopfzerbrechen – schließlich droht der Kaufkraftverlust. Der Wert des eigenen Vermögens sinkt und sinkt.
Die US-Notenbank Fed hat der Teuerung – in den USA stiegen die Preise im Dezember mit 7 Prozent so kräftig wie seit beinahe 40 Jahren nicht mehr ¬– schon Ende 2021 den Kampf angesagt und für dieses Jahr eine restriktivere Geldpolitik in Aussicht gestellt. Wie oft und wie kräftig die US-Währungshüter den Leitzins in 2022 anheben werden, ist derzeit zwar noch ungewiss. Wahrscheinlich erscheinen derzeit aber drei Leitzinserhöhungen. In den USA weist der Leitzins seit rund zwei Jahren ein Niveau von 0 bis 0,25 Prozent auf. Weitaus länger hält die Niedrigzinspolitik im Euroraum an: Bereits seit dem März 2016 verharrt der Leitzins in der Eurozone bei 0 Prozent.
Doch anders als die Fed dürfte sich die EZB noch ein wenig Zeit lassen, bis sie ihre Trendwende in der Geldpolitik einläutet. Der Grund: Die EZB muss die Interessen aller Euro-Länder wahren. Und: Da es im Euroraum große Unterschiede gibt, was das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit oder auch die Staatsverschuldung angeht, agiert die EZB noch recht vorsichtig. Denn: Sollten nun die Zinsen schnell und stark steigen, besteht durchaus die Gefahr, das Wachstum in einigen Ländern wieder abzuwürgen und zudem die Bedienung der Schulden zu erschweren.
Für Sparer, die auf traditionelle Sparformen wie etwa das Sparbuch oder das Tagesgeldkonto setzen, deren Zinssätze sich am Leitzins orientieren, sind das keine guten Nachrichten, machen sie doch unter dem Strich – also nach Abzug der Inflationsrate – schon seit Jahren ein Minusgeschäft. Zwar mag eine Inflationsrate in Höhe von 4 Prozent für den / die eine(n) oder andere(n) nicht allzu dramatisch klingen. Doch welch verheerende Folgen eine Inflation in dieser Größenordnung auf die Kaufkraft hat, zeigen folgende Beispiele: Legt man etwa 10.000 Euro auf ein Sparbuch, das keine Zinsen abwirft, bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an, bleibt nach zehn Jahren nur noch ein realer Wert von rund 8.200 Euro übrig. Das ist ein Kaufkraftverlust von 18 Prozent. Weist die Inflation hingegen einen Wert von 4 Prozent auf, bleiben nach zehn Jahren nur noch gut 6.750 Euro übrig, und nach 20 Jahren gar nur noch rund 4.560 Euro, also nicht einmal die Hälfte der ursprünglichen Summe.
So weit ist es zwar noch nicht – und wird es hoffentlich auch nicht kommen. Dennoch: Diese Rechenbeispiele zeigen, dass Anlegerinnen und Anleger die Inflationsentwicklung der letzten Monate nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten – und es vermieden werden sollte, das Ersparte auf dem Sparbuch „anzulegen“.
Stattdessen bieten sich kluge und maßvolle Investitionen in ausgewählte Sachwerte an – vor allem in Aktien. Dividendenwerte kommen, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit, in der Regel vergleichsweise gut durch die Zeit hoher Inflation. Doch Vorsicht: Sich nun die erstbesten Aktien, Aktienfonds oder ETFs in das Depot zu legen, ist sicherlich keine gute Idee. Statt ängstlich überstürzte Entscheidungen zu treffen, sollten private Investoren wohl überlegt agieren und sich selbst einige Fragen rund um Risikobereitschaft und Anlagehorizont stellen. Wer Vermögen langfristig bewahren und mehren will, der orientiert sich am besten an bewährten Geschäftsmodellen, die auch langfristig von Bestand sind. Beispiele sind etwa Unternehmen aus der Nahrungsmittel- und Konsumbranche, alltägliche Dienstleistungen oder auch mittelständische Weltmarktführer in vielversprechenden technologischen Nischen.
Doch Vorsicht: Wo sich Chancen bieten, lauern auch Gefahren – allen voran in so turbulenten Zeiten wie derzeit. Selbst äußerst wagemutige Anlegerinnen und Anleger sollten angesichts des aktuell herausfordernden Marktumfelds einen Mittelweg wählen. Wie Ihr individueller Mittelweg aussehen könnte, zeigen Ihnen die Beraterinnen und Berater der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ jederzeit gerne auf.
Auch wenn die Inflation Tag für Tag Spuren in unserem Alltag hinterlässt, sollte auf jeden Fall eine gewisse Cashquote vorgehalten werden – zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Laufe des Jahres noch einmal Gelegenheiten zum Einstieg bieten. Die investierten Mittel sollten wie auch während ruhiger Marktphasen breit gestreut in konservative Branchen fließen. Die wichtigste Voraussetzung sowohl für den langfristigen Vermögensaufbau als auch, um gut durch die nächsten Monate zu kommen, bleibt aber eine Aktienquote, die je nach persönlicher Risikoneigung ausgewählt werden sollte. Zusätzlich können Investments in Anleihen, auch in einem Umfeld mit höherer Inflation, eine gewisse Rendite liefern und vor allem als „Stabilitätsanker“ in Phasen starker Marktschwankungen dienen. Aufgrund der möglicherweise steigenden Zinsen sollte aber auf eine zu lange Laufzweit der Anleihen verzichtet werden. So aufgestellt dürfte es auch 2022 gelingen, der Teuerung ein Schnippchen zu schlagen.
Fabian Fuchs
Vermögensberater
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