Foto Altersorvorge – Aktienrente
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Aktienrente: Wie die Ampel-Regierung die deutsche Rentenlücke schließen will

Altersvorsorge | 04. Februar 2022

Die neue Regierungskoalition will das deutsche Rentensystem reformieren. Ihr wichtigster Schritt dahin ist die Einführung einer teilweisen kapitalmarktgedeckten Rente. So steht es im Koalitionsvertrag. Ein dauerhafter, von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stelle verwalteter Fonds soll die regelmäßigen Zahlungen der Arbeitnehmer an die Rentenkassen ergänzen und so dabei helfen, die immer größer werdende Rentenlücke in Deutschland zu schließen. Der Fonds soll in diesem Jahr einmalig mit zehn Milliarden Euro aus Haushaltsmitteln ausgestattet und das Geld dann global angelegt werden.

Während des Bundeswahlkampfs hatten die Parteien verschiedene Ansätze zu möglichen Rentenreformen in ihren Wahlprogrammen vertreten. Dabei hatte vor allem die FDP für eine Neuerung nach dem Vorbild Schwedens geworben: schwedische Arbeitnehmer zahlen 16 Prozent ihres Bruttoeinkommens in das staatliche Rentensystem ein. Weitere 2,5 Prozent fließen verbindlich in einen privaten oder staatlichen Aktienfonds. Wer hier keine eigene Entscheidung trifft, dessen Geld wird standardmäßig im staatlichen Fonds „AP7 Såfa“ angelegt. Dieses Anlagevehikel zählt nicht nur zu den größten Pensionsfonds Europas. Mit einer durchschnittlichen, jährlichen Rendite von rund 14 Prozent in den vergangenen zehn Jahren erzielt der Fonds auch einen sehr ansehnlichen Ertrag.

Eine Rentenreform ist dringend notwendig

Eine verbindliche Anlage in Aktien wird es im deutschen Rentensystem bis auf weiteres nicht geben. Laut Koalitionsvertrag sollen Arbeitnehmer jedoch unter Umständen künftig freiwillig einen Teil ihres Bruttolohns in einen weiteren öffentlichen Fonds einzahlen können. Die Parteien kündigen an, das Angebot eines solchen Fonds zu prüfen. Darüber hinaus bleibt bei der Rente vieles wie gehabt: keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters bis zum Ablauf der Legislaturperiode – das versprechen die Ampelparteien.

Doch wie kann dieser Standard aufrechterhalten werden, wenn gleichzeitig die Zahl derjenigen, die in die Rentenkasse einzahlen im Verhältnis zu den Rentenbeziehern immer geringer wird? Schon heute schießt die Bundesregierung 25 Prozent der laufenden Rentenzahlungen aus der Haushaltskasse hinzu, 2040 könnten es bereits 40 Prozent sein. Die Tendenz weist also einen stark steigenden Trend auf.

Die Pläne der Ampel lassen viele Fragen offen

Wenn der Lebensstandard im Ruhestand für die Zukunft gesichert werden soll, ist eine umfassende Reformierung der gesetzlichen Rente also dringend nötig. Mit den Plänen der neuen Regierungskoalition wird das umlagefinanzierte Rentensystem zwar reformiert werden, jedoch nicht grundlegend. Selbst die Ankündigung des neuen Staatsfonds wirft Fragen auf. Verbindliche Beitragszahlungen seitens der Versicherten sind bislang nicht vorgesehen. Wie dem Fonds nach der ersten Einzahlung regelmäßig weiter Geld zufließen soll, ist noch nicht geklärt.

Klar ist hingegen, dass der neue Fonds nicht zur nachhaltigen Stabilisierung der Rente ausreichen wird. Um tatsächlich die Rente zu stützen, wäre ein Betrag im dreistelligen Milliardenbereich nötig. Es ist also mehr als sinnvoll, über neue Modelle der Rentenfinanzierung nachzudenken.

Risiken und Chancen einer Aktienrente

Die Überlegung, den Aktienmarkt für die Vorsorge zu nutzen, liegt nahe, denn auf lange Sicht werfen Aktien gute Renditen ab. Jedoch stehen viele Deutsche einer Anlage in Aktien kritisch gegenüber. Deutsche Anleger sind im globalen Vergleich sehr sicherheitsbetont. Nur etwa 18 Prozent der Deutschen investieren in den Aktienmarkt. 

Die Sorge ist verständlich, da Aktien Kursschwankungen unterliegen. Wer fürs Alter spart, will sich sicher sein, dass das angelegte Geld bis zum Beginn der Rente in Sicherheit ist. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es bei der Geldanlage (auch bei anderen Anlageprodukten) nicht. Da große Pensionsfonds aber breit diversifiziert und global über sehr lange Zeiträume in Aktien anlegen, wird das Risiko stark gestreut und fällt verhältnismäßig gering aus. Das schwedische Rentensystem beinhaltet zudem eine Staffelung: Bis zum Alter von 55 Jahren besteht das Anlegerportfolio ausschließlich aus Aktien, danach kommen zunehmend festverzinsliche Anleihen hinzu. Hat der Beitragszahler die 75 überschritten, bleiben zwei Drittel des Geldes für den Rest seines Lebens in Anleihen investiert.

An privater Vorsorge führt kein Weg vorbei

Von Spekulation kann daher nicht die Rede sein. Vielmehr würden Bürger vom stetigen Wachstum der Gesamtwirtschaft profitieren. Schließlich bieten breit gestreute Anlagen am Aktienmarkt attraktive Renditechancen. Und: Da eine umfassende Rentenreform, die auch die Möglichkeiten des Kapitalmarkts einschließt, hierzulande wohl noch auf sich warten lässt, ist private Altersvorsorge – vorausgesetzt, der Lebensstandard soll auch im Alter aufrechterhalten werden. Die dazu zur Verfügung stehenden Optionen sind vielfältig; die Chancen und Risiken für private Anleger daher häufig schwer einzuschätzen. Für viele Anleger ist es daher hilfreich und sinnvoll, auf das Wissen und die jahrelange Erfahrung von Experten zurückzugreifen. Sollten Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gerne jederzeit an unsere bestens ausgebildeten Beraterinnen und Berater wenden.


Experte / Autor des Artikels:

Samuel Dirks

Vermögensberater
Telefon 0211.160 98-266 | Mobil 0176. 10 28 72 42 | Mail samuel.dirks@laureus-ag.de